“Ne me quitte pas”

Yaron Shamir Projects – 2023

Yaron Shamir, Theater Reutlingen Die Tonne

Ne me quitte pas

Choreography: Yaron Shamir
Music: Nina Simon
Dancers: Nina Hoehne , Simona Semeraro
Photos: Beate Armbruster

Es gibt alltägliche und außergewöhnliche Verabschiedungen. Trennungen über ein paar Stunden oder für eine sehr lange Zeit. Und die Abschiede für immer. Da sind äußere Umstände, die uns zum Weggang zwingen. Dann ist es wieder ein eigener Entschluss oder ein Gefühl, das uns veranlasst, fortzugehen und uns von Menschen, die wir lieben, zu trennen. Zu den monumentalen Liedern von Nina Simone gießen die beiden Frauen auf der Bühne ihre Liebe, ihr Sehnen und ihren Abschiedsschmerz in Bewegung.Die Jazz- und Bluessängerin Nina Simone hat neben ihren eigenen Songs unzählige Lieder anderer Musiker*innen interpretiert. Darunter auch das titelgebende Chanson »Ne me quitte pas«, das erstmals 1959 von Jaques Brel aufgenommen wurde. Der israelische Choreograf Yaron Shamir, den eine langjährige Zusammenarbeit mit dem Theater Reutlingen Die Tonne verbindet, hat zu »dunklen« Liedern von Simone eigens für das Internationale Tanztheater XXIV eine kurze, dichte Choreografie erarbeitet

English

There are everyday farewells and extraordinary farewells. Separations for a few hours or for a very long time. And the goodbyes forever. There are external circumstances that force us to leave. Then again it is our own decision or feeling that causes us to move away and separate from people we love. To the monumental songs of Nina Simone, the two women on stage pour their love, their longing and their pain of parting into movement.

The jazz and blues singer Nina Simone has interpreted countless songs by other musicians in addition to her own songs. This includes the eponymous chanson “Ne me quitte pas,” which was first recorded by Jaques Brel in 1959. The Israeli choreographer Yaron Shamir, who has had a long-standing collaboration with the Reutlingen Theater Die Tonne, has created a short, dense choreography for “dark” songs by Simone especially for the International Dance Theater XXIV.

PRESS:

REUTLINGEN. Fesselnd, emotional und mitreißend ist der Abend des 24. Internationalen Tanztheaters im Theater Reutlingen Die Tonne. Abwechslungsreich und ausdrucksstark sind die beiden Performances, die die unterschiedlichsten Themen behandeln und verschiedenste Gefühle erwecken. Es geht um Trauer und Träume, um Gegensätze, die anziehen, um Glück und Frieden und um Verbrechen und Zerstörung.

In der Tonne-Eigenproduktion »Ne me quitte pas« von Yaron Shamir stehen Nina Hoehne und Simona Semeraro auf der Bühne und tanzen zu den eindrucksvollen melancholischen Liedern der US-amerikanischen Jazz- und Bluessängerin Nina Simone (1933–2003). Zart und ausdrucksstark ergänzen sich die Tänzerinnen perfekt und entführen in eine Welt voll Kummer, Verlust und Gegensätzen. Ein Handküsschen hier, eine Bauchtanzeinlage dort: Durch immer wiederkehrende Bewegungsmuster, die die 15-minütige Performance durchziehen, geben sich die Frauen hektisch und doch ruhig, nah und doch fern und lassen ihr Publikum schmunzelnd und ergriffen zurück.

Zwei weiße Rosen

Am Beginn des diesjährigen Festivals stand eine anrührende Szene von Yaron Shamir, Haus-Choreograf der Tonne. Nina Hoehne aus dem inklusiven Ensemble und Profi-Tänzerin Simona Semeraro setzten einige dunkle Songs von Blues- und Jazzlegende Nina Simone tänzerisch um, allen voran deren Cover des Klassikers »Ne me quitte pas«, verlass mich nicht, von Jacques Brel. Das ist zugleich der Titel dieses Choreografie-Fragments. Ein Tête à tête auf einer Parkbank, die Kraft eines leichten Händedrucks, und einer freundschaftlichen Berührung, die Flüchtigkeit einer Umarmung. Ein Abschied mit zwei weißen Rosen, sie schreiben Namen in die Luft, umkreisen einander, winden sich hin- und hergerissen, Semeraro wälzt sich auf dem Boden und ist bald wieder obenauf: die Abgründe zwischen Ende und Neuanfang. Das weitgehend ausverkaufte Festival hat Beifallsstürme geerntet – und zuletzt stehende Ovationen des Publikums.